Durch die zunehmende Digitalisierung und die zahlreichen Möglichkeiten zum Datenaustausch im Internet sind Urheberrechtsverletzungen nach wie vor ein Massenphänomen. Daher hat das Medienboard Berlin-Brandenburg House of Research beauftragt, der Frage nachzugehen, wie sich die digitale Piraterie auf die Ökonomie von Medien auswirkt. Hierzu haben wir zahlreiche internationale Studien herangezogen, Prädiktoren und Modelle zur Abschätzung von volkswirtschaftlichen Verlusten entwickelt und durch Experteninterviews und Workshops mit der Praxis kontrastiert.
Die Ergebnisse sind sowohl für die Bundesrepublik als auch für die Region Berlin-Brandenburg in den jeweiligen Medien-Typen dargestellt. Besonders groß sind demnach die Verluste in der Musikindustrie, deren Umsatz im Jahr 2010 in Deutschland um 37 Prozent unter dem Umsatz des Jahres 2000 lag. Zeitgleich mit dem Aufstieg von Musiktauschbörsen begann Ende der 1990er Jahre der Rückgang des Absatzes von Musikprodukten, und zwar sowohl von Alben als auch von Singles. Der wirtschaftliche Schaden, der auf Urheberrechtsverletzungen zurückzuführen ist, wurde allein für Deutschland und das Jahr 2010 auf 524 Mio. Euro geschätzt.
Die Filmwirtschaft ist, bedingt durch die Dateigröße von Videos, erst seit Mitte der 2000er Jahre von der Problematik der digitalen Piraterie betroffen. Verglichen mit der Musikindustrie hatten sich die Umsätze in der Filmwirtschaft bis 2011 dennoch relativ gut entwickelt. Die Games-Industrie war von Beginn an am stärksten von digitaler Piraterie betroffen. Inzwischen haben sich die Geschäftsmodelle dieser Branche jedoch ausdifferenziert, um der Piraterie entgegen zu wirken.
Eine Arbeitsgruppe zum Thema Urheberrecht innerhalb der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages kam nach zahlreichen Expertenanhörungen und Beratungen zwar zu dem Ergebnis, dass die Rechte der Urheber zu schützen seien, die Maßnahmenempfehlungen blieben allerdings noch vage. Bis heute ist es nicht gelungen, das System der illegalen Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Werken zu stoppen.
Die vollständige Studie kann nebenstehend als PDF heruntergeladen werden.